WIE ALLES BEGANN
Im Jahr 1953 gab der anglikanische Pfarrer einer Londoner Innenstadtgemeinde, Chad Varah , in der „Times“ die Anzeige auf: „bevor Sie Selbstmord begehen, rufen Sie mich an “. Mit den Samaritans wurde die telefonische Betreuung in England dann institutionalisiert.
Nur kurze Zeit später (1956) wurde in Berlin die ärztliche Lebensmüdenbetreuung als Antwort auf die Samaritans in England gegründet. Daraus entstanden die Telefonseelsorge -Einrichtungen (TS) mit kirchlichen Trägern.
1976 erkannten einige „bürgerschaftlich engagierte“ Mitglieder der Tübinger Telefonseelsorge, dass bei suizidgefährdeten Menschen über den Telefonkontakt hinaus eine direkte Begegnung mit den Betroffenen hilfreich ist.
Der Arbeitskreis Leben Reutlingen/Tübingen (AKL) mit dem Motto: „Menschen in Krisen brauchen ein Gegenüber“ wurde gegründet!
Die Hilfeangebote orientieren sich stets an den Bedürfnissen der Betroffenen – einmalig in einer Notsituation oder angelegt als längerfristige Beratung und Begleitung.
Dieses Konzept kann durch die Zusammenarbeit von hauptamtlichen Fachkräften und ehrenamtlichen, geschulten Krisenbegleiter*innen umgesetzt werden – manche AKL sind sogar nur mit Freiwilligen organisiert.
In Kooperation mit der Telefonseelsorge, einem Krisendienst oder als AKL innerhalb einer Klinik ist eine Rund-um-die-Uhr-Erreichbarkeit möglich.
Eine Mitarbeit als ehrenamtliche/r Krisenbegleiter*in setzt eine fundierte Ausbildung beim AKL voraus. Interessierte Menschen durchlaufen eine Selbsterfahrungsphase mit daran anschließender theoretischer und praktischer Vorbereitung auf Kriseneinsätze und Krisenbegleitungen.
Da nahezu alle AKL-Einrichtungen als e.V. geführt werden, ist zusätzlich eine Vielzahl an ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitgliedern wesentlich am Gelingen beteiligt.
LAG BW
Die Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der AKL in Baden-Württemberg
Um diese Hilfeangebote mit der gegebenen Professionalität aufrecht erhalten zu können, ist für jeden einzelnen AKL ein großer Verwaltungsaufwand sowie erhebliche Bemühungen um eine ausreichende Finanzierung erforderlich. Die Bemühungen um einheitliche Standards sowie um überregionale Förderung durch das Land Baden-Württemberg haben zur Gründung der Landesarbeitsgemeinschaft der AKL geführt.
Erfreulicherweise haben auch Vertreter*innen des Landes Baden-Württemberg diese wichtige Arbeit kennen und schätzen gelernt und so eine Förderung ermöglicht, die allerdings noch auf einem Stand von acht AKL-Einrichtungen basiert.
Momentan sind in Baden-Württemberg zehn Krisenberatungsstellen unter den Regularien der Landesarbeitsgemeinschaft als AKL-Einrichtungen tätig.
Zwei Online Jugendberatungsstellen durch Jugendliche (www.youth-life-line.de und www.u25-freiburg.de) haben sich gegründet.
Damit sind momentan über 330 Personen in der direkten Begleitung von Menschen in Krisen im AKL-Konzept beteiligt.
Mit den Personen, die die direkte Krisenbegleitung zusätzlich in Organisation, Öffentlichkeitsarbeit und Finanzbeschaffung gewährleisten, sind damit im Rahmen der AKL-Arbeit weit über 400 Personen direkt bürgerschaftlich engagiert.